In meinem Leben ändert sich derzeit eine ganze Menge. Ich
habe einen neuen Job ab Dezember. Zum Glück bleibe ich dem Netz treu. Online-Redakteur
werde ich sein. Für wen? Für ein mittelständisches Unternehmen in Hamburg. Eine
Stadt, über die ich bisher eine eher abfälligere Meinung hatte.
Gut von Hamburg hatte ich früher nie gesprochen. Das lag an
einigen Erlebnissen auf der Reeperbahn. Damals (es ist auch schon 12 Jahre her)
kannte ich von Hamburg gar nichts. Damals nahm man mich mal mit auf die
Reeperbahn. Wir sind im Dunkeln in die Stadt gefahren. Ja, Großstadt und so.
Beeindruckend viele Brücken, beeindruckend pulsierendes Leben.
Auf der Reeperbahn angekommen dauerte es nur ein paar
Minuten und schon stand eine Gestalt vor uns, die uns Drogen anbieten wollte.
Ein anderer, der nur ein paar Schritte entfernt war, wollte uns in einen Puff
zerren. Alles wirkte aggressiv, wild, nicht schön. Viele abgeranzte Gestalten säumten
unseren Weg. Einigen schien das Leben tatsächlich sehr hart mitgespielt zu
haben. Das betraf die Besucher der Reeperbahn und Herbertstraße, aber auch die
Prostituierten schienen sich teilweise ihrem Schicksal hingegeben zu haben.
Auf mich hinterließ das einen Eindruck, den ich so schnell
nicht los ließ. Verzweiflung, Abhängigkeiten und das Gefühl, dass es dir
vielleicht auch mal so ergehen könnte, wenn du nicht aufpasst haben sich
förmlich eingebrannt.
Nun ist alles anders. Ich hatte zu meinem ersten Gespräch
mit meinem neuen Arbeitgeber viel Zeit mitgebracht und zum ersten Mal die Stadt
an der Elbe tagsüber gesehen. Und vor allem mehr als nur zwei Straßen. Die
Sonne lachte, die Temperaturen waren für mich ideal. Nicht zu warm, nicht zu
kalt. Einfach herrlich. Ich habe mir den Hafen angesehen, die im Bau
befindliche Elbphilharmonie, ein paar schöne Ecken gefunden. Da wollte ich
bleiben.
Mein wichtiges Gespräch mit meinen zukünftigen Chef war gut.
Sehr gut sogar. Eine entspannte Atmosphäre. Meine drei Gesprächspartner
spielten mir wohlwollend Bälle zu, die ich problemlos versenken konnte. Herrlich,
alles lief wie am Schnürchen.
Den Job habe ich bekommen. Ich freue mich. Auf den Job, die
Stadt, die erstaunlich freundlichen Menschen in Hamburg und alles, was da noch
so kommen wird. Es machte sich in mir das Gefühl von Abenteuer breit. In der
Großstadt sind Abenteuer an jeder Ecke zu finden. Gerade Hamburg pulsiert,
sieht so aus, wie Berlin Bundeshauptstadt eigentlich sein sollte. Schön,
faszinierend und nicht durchweg heruntergekommen. Arm aber Sexy ist Berlin.
Sexy? Nein, Berlin ist überhaupt nicht sexy. Viel mehr mit sich selbst
beschäftigt und versucht einen auf Kosmopolitisch zu machen, obwohl man es gar
nicht ist.
Hamburg hingegen ist da viel mehr das Tor zur Welt und ein
würdiges Ziel für Touristen aus aller Welt. Direkt, damit muss man irgendwie
klar kommen. Besser, als das unverschämt wirkende Gestänker in der Hauptstadt. Auf
eine andere Art, erwartet man allerdings auch nicht viel mehr vom gemeinen
Berliner.
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