Montag, 4. November 2013

Hamburg vs. Berlin

In meinem Leben ändert sich derzeit eine ganze Menge. Ich habe einen neuen Job ab Dezember. Zum Glück bleibe ich dem Netz treu. Online-Redakteur werde ich sein. Für wen? Für ein mittelständisches Unternehmen in Hamburg. Eine Stadt, über die ich bisher eine eher abfälligere Meinung hatte.
Gut von Hamburg hatte ich früher nie gesprochen. Das lag an einigen Erlebnissen auf der Reeperbahn. Damals (es ist auch schon 12 Jahre her) kannte ich von Hamburg gar nichts. Damals nahm man mich mal mit auf die Reeperbahn. Wir sind im Dunkeln in die Stadt gefahren. Ja, Großstadt und so. Beeindruckend viele Brücken, beeindruckend pulsierendes Leben.

Auf der Reeperbahn angekommen dauerte es nur ein paar Minuten und schon stand eine Gestalt vor uns, die uns Drogen anbieten wollte. Ein anderer, der nur ein paar Schritte entfernt war, wollte uns in einen Puff zerren. Alles wirkte aggressiv, wild, nicht schön. Viele abgeranzte Gestalten säumten unseren Weg. Einigen schien das Leben tatsächlich sehr hart mitgespielt zu haben. Das betraf die Besucher der Reeperbahn und Herbertstraße, aber auch die Prostituierten schienen sich teilweise ihrem Schicksal hingegeben zu haben.
Auf mich hinterließ das einen Eindruck, den ich so schnell nicht los ließ. Verzweiflung, Abhängigkeiten und das Gefühl, dass es dir vielleicht auch mal so ergehen könnte, wenn du nicht aufpasst haben sich förmlich eingebrannt.

Nun ist alles anders. Ich hatte zu meinem ersten Gespräch mit meinem neuen Arbeitgeber viel Zeit mitgebracht und zum ersten Mal die Stadt an der Elbe tagsüber gesehen. Und vor allem mehr als nur zwei Straßen. Die Sonne lachte, die Temperaturen waren für mich ideal. Nicht zu warm, nicht zu kalt. Einfach herrlich. Ich habe mir den Hafen angesehen, die im Bau befindliche Elbphilharmonie, ein paar schöne Ecken gefunden. Da wollte ich bleiben.

Mein wichtiges Gespräch mit meinen zukünftigen Chef war gut. Sehr gut sogar. Eine entspannte Atmosphäre. Meine drei Gesprächspartner spielten mir wohlwollend Bälle zu, die ich problemlos versenken konnte. Herrlich, alles lief wie am Schnürchen.

Den Job habe ich bekommen. Ich freue mich. Auf den Job, die Stadt, die erstaunlich freundlichen Menschen in Hamburg und alles, was da noch so kommen wird. Es machte sich in mir das Gefühl von Abenteuer breit. In der Großstadt sind Abenteuer an jeder Ecke zu finden. Gerade Hamburg pulsiert, sieht so aus, wie Berlin Bundeshauptstadt eigentlich sein sollte. Schön, faszinierend und nicht durchweg heruntergekommen. Arm aber Sexy ist Berlin. Sexy? Nein, Berlin ist überhaupt nicht sexy. Viel mehr mit sich selbst beschäftigt und versucht einen auf Kosmopolitisch zu machen, obwohl man es gar nicht ist.

Hamburg hingegen ist da viel mehr das Tor zur Welt und ein würdiges Ziel für Touristen aus aller Welt. Direkt, damit muss man irgendwie klar kommen. Besser, als das unverschämt wirkende Gestänker in der Hauptstadt. Auf eine andere Art, erwartet man allerdings auch nicht viel mehr vom gemeinen Berliner.

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