Über WGs hört man ja
so einiges. Auf meiner Suche nach einer akzeptablen Unterkunft in Hamburg wird
schnell deutlich, dass meine Vorstellungen, was gut und akzeptabel ist, weit
von dem ist, was andere sich darunter vorstellen. Gelandet bin ich letztendlich
in einer 4er Männer-WG, die mich mehr überrascht hatte, als erwartet.
Ich habe viele WGs
bereits gesehen. Zuletzt bei meinen Besuchen in Hamburg vergangenen Sonntag. Im
besten Fall bekommt man ein paar Bilder vorab zu sehen. Die WGs, bzw. die
Person, die sich für die Bewerber bereit erklärt hat, will hingegen so viel wie
irgend möglich vom Bewerber wissen.
Teilweise kann ich das
gut nachvollziehen. Man will sich nicht irgendjemanden ins Haus holen, auch
wenn es nur zur Besichtigung der Räumlichkeiten geht. So durfte ich mich bei
einigen virtuell nackig machen. Das kein Gesundheitszeugnis verlangt wurde, überraschte
mich dann doch.
Was ich geboten
gekommen habe, war Vielfältig. Von versifft und dreckig, bis zickig, oder
luxuriös. Angefangen bei einem Single, der zwar viel Platz hatte, eine schöne
Einrichtung hatte, aber einen unverschämt hohen Preis verlangt hatte. Die Miete
sollte über 550 € kosten. Für gerade mal knapp 16 Quadratmeter. Das war dann
doch etwas viel. Ich vermute mal, die Person wusste ganz genau, wie der Wohnungsmarkt
in Hamburg ist und wollte das zu seinem Vorteil nutzen.
Die nächste WG war
mehr Loch, als Wohnraum. Dreck wohin das Auge blickte. Da stand das benutzte
Geschirr schon seit mehreren Tagen überall verteilt und der Boden sah auch
schon entsprechend aus. Ich überlegte, ob ich aus Höflichkeit nichts weiter dazu
sage und knallhart mein Gespräch durchziehen würde und mir nichts anmerken zu
lassen, oder sofort kehrt zu machen. Ich entschied mich für einen Mittelweg und
sprach die katastrophalen Bedingungen an, erntete wenig verständliche Blicke.
Für mich das Signal, das alles schnell abzubrechen, meine Sicht der Dinge
darzulegen und zu gehen. Lieber draußen die Abgase riechen, als den Mief in
dieser Bude zu ertragen.
Die dritte WG bestand
nur aus Frauen. Generell kein Grund zur Sorge für mich. Ich war nicht mal ganz
in der Wohnung drin, fing die eine der Mädels auch schon das Zicken mit der
anderen Mitbewohnerin an. Die beiden mochten sich offensichtlich gar nicht,
oder nicht mehr. Peinlich ist ein solches Verhalten, wenn ein Gast vorbei
kommt. Noch peinlicher, wenn Zoff und Zickerei vor den Augen und Ohren des
zukünftigen Mitbewohners ausgetragen wird. Bei 12 Jährigen könnte ich das
verstehen und darüber hinwegsehen, aber nicht bei erwachsenen Frauen Mitte 20. Ich
sagte, das sei nichts für mich und bin auch hier sehr schnell wieder draußen
gewesen. Ich mag Zickerei einfach nicht.
Und vor fremden schon gar nicht.
Meine Hoffnung, etwas Geeignetes
zu finden schwanden immer weiter. Ich machte mir so langsam Sorgen, sagte mir
aber, da müsse ich nun durch. Also, Zähne zusammen beißen und weiter gings.
Mein nächster Termin führte mich südlich nach Marmstorf. Eine reine Männer-WG.
Diesen Wohngemeinschaften wird immer wieder gerne angedichtet, sie seien
Zusammenkünfte von gescheiterten Typen, die kaum was anderes im Kopf haben als
zu saufen, Partys zu schmeißen und irgendwelche Dates klar zu machen.
Zumindest die Gegend
gefiel mehr. Sehr viel Grün, gepflegte Gegend und ein Einfamilienhaus,
großzügig und recht schick. Die Jungs die ich traf zickten nicht rum, es stank
nicht und es war erstaunlich sauber und aufgeräumt. Dabei schien es nicht mal
eben kurz etwas aufgeräumt worden zu sein, weil Besuch kommt. Bei denen scheint
es ein Dauerzustand zu sein, dass es sauber ist. Freute mich natürlich nach den
vorherigen Erlebnissen.
Nett, sympathisch und
kommunikativ ohne Scheu vor anderen bzw. Fremden. Genau das gefiel mir sehr. Es
war auch mein längster Aufenthalt in einer WG an diesem Tag. Knapp eine Stunde
war ich da und war mir sicher, dass ich das Zimmer und natürlich auch die WG
als Solches gerne haben möchte.
Bis zum Ende der
kommenden Woche könne es wohl noch dauern, bis man sich bei mir mit einer Ab-
oder Zusage melden würde. Bei den anderen WGs wär mir das eigentlich egal
gewesen, wenn man nicht gewollt hätte. Bei dieser war das ein wenig anders.
Welch Glück gab es bereits am nächsten Tag die Zusage. Herrlich, denn nun ist
eine weitere Last von Schultern weg.
Die Suche nach einer
geeigneten Wohnung bzw. WG hat einiges an Zeit, Geld und Nerven gekostet.
Allgemein frage ich mich, wie man Besuchern / Gästen verdreckte und siffige
Wohnungen bzw. Zimmer ohne Scham präsentieren kann.
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