Ich muss gestehen, ich
finde gerade richtige Begeisterung, fernab der Technik-Blase, in der ich mich
sonst befinde auch mal über andere Themen zu schreiben. Das geht so erstaunlich
leicht von der Hand, das es mich tatsächlich wundert. Auch wenn der Kopf für
gewöhnlich voll ist mit Themen wie das neueste Smartphone von X, oder was sind
die aktuellen Trends bei Gadgets, so ist das erfrischend anders. Und womit könnte
man sich als Schreiber besser ablenken, als mit Schreiben?!
Eine meiner
Professorinnen an der Hochschule hat uns vom ersten Tag an geraten zu
schreiben. Vollkommen egal über was und wie. Wichtig war ihr gewesen, dass wir
überhaupt etwas schreiben würden. Gemacht hat das von uns eigentlich keiner.
Ich bildete da (wie
bei so vielen Dingen) die Ausnahme und sah ihre Forderung als Chance etwas aus
meiner Webseite www.anoxa.de zu machen.
Bisher war die Seite nur ein Spielplatz, auf der ich viel ausprobiert hatte.
Bereits seit 2001 habe ich die Domain und konnte Dinge wie ein Forum, oder
unterschiedliche Blogsysteme testen. Spaß gemacht hat das immer, keine Frage,
aber es war nichts mit Bestand.
2009/2010 dann habe
ich mich dazu durchgerungen ein Blog zu starten. Vorkenntnisse im Bloggen hatte
ich ja bereits einiges angesammelt. Nur das Thema war mir überhaupt nicht klar.
Da ich aber zu der Zeit mein erstes Smartphone, ein HTC Desire HD gekauft
hatte, dachte ich mir, ich schreibe einfach mal da drüber. Das dieser Bereich
am boomen wie Sau war, passte wunderbar. Das Blog sollte dabei als Erinnerung
für mich funktionieren und später - nach dem Studium - als Reputation, meine
Visitenkarte dienen.
Nach dem Studium dann
fand ich so schnell in der Umgebung von Hannover keinen geeigneten Job und
machte mich kurzer Hand selbstständig. Ein hartes Brot und viel Lehrgeld, was
ich bezahlen musste. Dennoch hat es sich gelohnt.
Mein jetziger
Arbeitgeber war angetan. Angetan vom Blog und meinem überhaupt nicht gerade
verlaufenden Leben. Ich konnte mit Erfahrung auftrumpfen. Im Laufe der Zeit
kamen über 2.200 Artikel allein in meinem Blog zusammen. Darüber hinaus, durfte
ich für neuerdings.com schreiben. Hier kann ich Chefredakteur Jan Tißler gar
nicht oft genug danken, dass er mich mit ins Team holte. Für Neuerdings und
speziell für Jan zu schreiben war nicht einfach.
Der Anspruch war um
ein vielfaches höher. Bei mir im Blog konnte ich ganz frei das machen, was ich
wollte. So auch schlechte Artikel zu schreiben. Für Neuerdings ging das nicht
und einige meiner Artikel ließen wohl Jan und letztendlich auch mich
verzweifeln. Mehr Fehler als alles andere ließen einen hoch roten Kopf bei uns
beiden vermuten. Dennoch ist es gut gegangen und ich habe mich unter Jans hohem
Anspruch meiner Ansicht nach recht gut entwickelt. Bedenkt man, dass ich das
alles nicht klassisch auf einer Journalistenschule gelernt habe. An dieser
Stelle ein sehr herzliches Danke an Jan. Für die Geduld, die Korrekturen und
die Rücksichtnahme.
Ich gebe zu, noch
immer sind einige Artikel von mir ein gutes Beispiel für die sich selbst
bezeichnende Textelite, die in FAZ, Welt und Die Zeit schreiben. Das mag
durchaus sein. Ihr, liebe Kollegen. Ihr habt es von Anfang gelernt und euch
stetig verbessert. Doch verbessert habe ich mich auch. Und ich bringe das mit,
was mir bei euch öfters fehlt, was ich wirklich vermisse: Leidenschaft. Mit
Leidenschaft etwas anderen mitzuteilen.
Aber ich möchte nicht
wieder die Gräben aufreißen, die zwischen den klassischen Journalisten und uns
Online-Journalisten bzw. Bloggern existieren. Gefühlt sind die Gräben nur in
Deutschland so groß und so tief. Irgendwie schade, denn es könnte auch anders
gehen. Ein Miteinander und mit gegenseitiger Bereicherung. Wie wunderbar könnte
die Medienlandschaft in Deutschland sein, würden wir alle nur zusammen an einem
Strang ziehen. Vielleicht kommt irgendwann einmal die Zeit, in der wir Onliner
und ihr Traditionalisten zusammenfinden. Ich und viele meiner Online-Kollegen
würden sich freuen euch in unseren Reihen begrüßen zu dürfen.
Das Schreiben hat mir
einiges gebracht. In dieser Zeit habe ich viel an Erfahrung gelernt. Bereits
davor wusste ich, wie man im Netz recherchiert. Doch erst durch den Blog war
ich gezwungen schnell und effektiv zu arbeiten. Und der Erfolg der langsam aber
stetig kam, war ein riesiger Ansporn. Die Selbstständigkeit war ein heftiger
Einschritt, brachte mir aber viel. Ich möchte diese schöne und harte Zeit nicht
missen. Vermutlich würde ich alles wieder so machen. Allerdings würde ich
deutlich früher mit dem Blogger anfangen. Das ist mein einziger Fehler gewesen,
den ich gemacht hatte. Ich habe mir zu viel Zeit gelassen. Die Zeit kann zum
Glück nicht zurück gedreht werden und somit nehme ich das so hin. Reich an
Erfahrung bin ich bereits und es kann nur noch mehr werden.
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