Mittwoch, 6. November 2013

Bloggen hilft: Die letzten Jahre im Rückblick

Ich muss gestehen, ich finde gerade richtige Begeisterung, fernab der Technik-Blase, in der ich mich sonst befinde auch mal über andere Themen zu schreiben. Das geht so erstaunlich leicht von der Hand, das es mich tatsächlich wundert. Auch wenn der Kopf für gewöhnlich voll ist mit Themen wie das neueste Smartphone von X, oder was sind die aktuellen Trends bei Gadgets, so ist das erfrischend anders. Und womit könnte man sich als Schreiber besser ablenken, als mit Schreiben?!


Eine meiner Professorinnen an der Hochschule hat uns vom ersten Tag an geraten zu schreiben. Vollkommen egal über was und wie. Wichtig war ihr gewesen, dass wir überhaupt etwas schreiben würden. Gemacht hat das von uns eigentlich keiner.

Ich bildete da (wie bei so vielen Dingen) die Ausnahme und sah ihre Forderung als Chance etwas aus meiner Webseite www.anoxa.de zu machen. Bisher war die Seite nur ein Spielplatz, auf der ich viel ausprobiert hatte. Bereits seit 2001 habe ich die Domain und konnte Dinge wie ein Forum, oder unterschiedliche Blogsysteme testen. Spaß gemacht hat das immer, keine Frage, aber es war nichts mit Bestand.

2009/2010 dann habe ich mich dazu durchgerungen ein Blog zu starten. Vorkenntnisse im Bloggen hatte ich ja bereits einiges angesammelt. Nur das Thema war mir überhaupt nicht klar. Da ich aber zu der Zeit mein erstes Smartphone, ein HTC Desire HD gekauft hatte, dachte ich mir, ich schreibe einfach mal da drüber. Das dieser Bereich am boomen wie Sau war, passte wunderbar. Das Blog sollte dabei als Erinnerung für mich funktionieren und später - nach dem Studium - als Reputation, meine Visitenkarte dienen.

Nach dem Studium dann fand ich so schnell in der Umgebung von Hannover keinen geeigneten Job und machte mich kurzer Hand selbstständig. Ein hartes Brot und viel Lehrgeld, was ich bezahlen musste. Dennoch hat es sich gelohnt.

Mein jetziger Arbeitgeber war angetan. Angetan vom Blog und meinem überhaupt nicht gerade verlaufenden Leben. Ich konnte mit Erfahrung auftrumpfen. Im Laufe der Zeit kamen über 2.200 Artikel allein in meinem Blog zusammen. Darüber hinaus, durfte ich für neuerdings.com schreiben. Hier kann ich Chefredakteur Jan Tißler gar nicht oft genug danken, dass er mich mit ins Team holte. Für Neuerdings und speziell für Jan zu schreiben war nicht einfach.

Der Anspruch war um ein vielfaches höher. Bei mir im Blog konnte ich ganz frei das machen, was ich wollte. So auch schlechte Artikel zu schreiben. Für Neuerdings ging das nicht und einige meiner Artikel ließen wohl Jan und letztendlich auch mich verzweifeln. Mehr Fehler als alles andere ließen einen hoch roten Kopf bei uns beiden vermuten. Dennoch ist es gut gegangen und ich habe mich unter Jans hohem Anspruch meiner Ansicht nach recht gut entwickelt. Bedenkt man, dass ich das alles nicht klassisch auf einer Journalistenschule gelernt habe. An dieser Stelle ein sehr herzliches Danke an Jan. Für die Geduld, die Korrekturen und die Rücksichtnahme.

Ich gebe zu, noch immer sind einige Artikel von mir ein gutes Beispiel für die sich selbst bezeichnende Textelite, die in FAZ, Welt und Die Zeit schreiben. Das mag durchaus sein. Ihr, liebe Kollegen. Ihr habt es von Anfang gelernt und euch stetig verbessert. Doch verbessert habe ich mich auch. Und ich bringe das mit, was mir bei euch öfters fehlt, was ich wirklich vermisse: Leidenschaft. Mit Leidenschaft etwas anderen mitzuteilen.

Aber ich möchte nicht wieder die Gräben aufreißen, die zwischen den klassischen Journalisten und uns Online-Journalisten bzw. Bloggern existieren. Gefühlt sind die Gräben nur in Deutschland so groß und so tief. Irgendwie schade, denn es könnte auch anders gehen. Ein Miteinander und mit gegenseitiger Bereicherung. Wie wunderbar könnte die Medienlandschaft in Deutschland sein, würden wir alle nur zusammen an einem Strang ziehen. Vielleicht kommt irgendwann einmal die Zeit, in der wir Onliner und ihr Traditionalisten zusammenfinden. Ich und viele meiner Online-Kollegen würden sich freuen euch in unseren Reihen begrüßen zu dürfen.

Das Schreiben hat mir einiges gebracht. In dieser Zeit habe ich viel an Erfahrung gelernt. Bereits davor wusste ich, wie man im Netz recherchiert. Doch erst durch den Blog war ich gezwungen schnell und effektiv zu arbeiten. Und der Erfolg der langsam aber stetig kam, war ein riesiger Ansporn. Die Selbstständigkeit war ein heftiger Einschritt, brachte mir aber viel. Ich möchte diese schöne und harte Zeit nicht missen. Vermutlich würde ich alles wieder so machen. Allerdings würde ich deutlich früher mit dem Blogger anfangen. Das ist mein einziger Fehler gewesen, den ich gemacht hatte. Ich habe mir zu viel Zeit gelassen. Die Zeit kann zum Glück nicht zurück gedreht werden und somit nehme ich das so hin. Reich an Erfahrung bin ich bereits und es kann nur noch mehr werden.

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